Die Parodontitisbehandlung
Mit individuell abgestimmten, systematischen Behandlungsmaßnahmen können wir das Fortschreiten einer Parodontitis stoppen und so viele Zähne wie möglich erhalten. Die einzelnen Schritte:
Umfassende Diagnostik
und individuelle Behandlungsplanung
Vor einer Parodontitisbehandlung erfolgt eine umfassende und eingehende Diagnostik. Sie beinhaltet in der Regel:
- Erhebung Ihrer speziellen Krankengeschichte (Anamnese) und Befundentwicklung.
- Erhebung des sogenannten Parodontalstatus‘: Wir untersuchen Zähne und Zahnfleisch, überprüfen die Gesundheit Ihres Zahnhalteapparates und den Status der zahnärztlichen Versorgung. Dazu zählen unter anderem die Messung der Zahnfleischtaschentiefe, die Blutungsneigung des Zahnfleischs oder wie das Zahnfleischgewebe beschaffen ist, die Festigkeit von Zähnen sowie den Zustand von angrenzenden Füllungs- und Kronenrändern.
- Analyse der genetischen Komponente, denn Parodontitis und die Neigung dazu ist vererblich und durch moderne Analytik in ihrer individuellen Rolle einzuschätzen.
- Testung der Keimzusammensetzung im Taschenmilieu und im Biofilm mit modernsten Labormethoden.
- Begleitfaktoren wie Zähneknirschen, Zahnstellung, Ernährung, Hygiene werden untersucht und zusammengetragen.
- In der Regel erstellen wir begleitend Röntgenbilder, um den Befund noch genauer stellen zu können. In komplexen Fällen werden auch die 3D-Bildgebung (CT/DVT) in die Diagnostik einfließen.
Aus den Ergebnissen stellen wir eine vorläufige Diagnose, auf deren Basis wir die Behandlung individuell planen können. Abhängig vom Schweregrad der Entzündung und vom Vorhandensein von Co-Faktoren verläuft eine Parodontitisbehandlung immer in mehreren zeitlichen Abschnitten.
Initialtherapie und spezielle Desinfektion
Die Initialtherapie beinhaltet eine gründliche Reinigung Ihrer Zähne und des Zahnfleisches bei einer professionellen Zahnreinigung. Dabei werden Zahnstein, weicher Zahnbelag und Verfärbungen (durch z.B. Kaffee, Nikotin) entfernt. Auch die oberflächlichen Anteile der Zahnfleischtaschen und die Zahnzwischenräume werden gesäubert. Anschließend erfolgen eine Zahnpolitur und eine Fluoridierung.
Full-Mouth-Desinfection: Die nächste Phase wird auf Grundlage der Full-Mouth-Desinfection (FMD) durchgeführt, wobei der gesamte Mund desinfiziert wird. Unter Umständen ist es notwendig, unter örtlicher Betäubung tiefe Zahnfleischtaschen zusätzlich zu spülen, zu reinigen und zu desinfizieren.
Bei manchen Patienten ist außerdem die Einnahme von Antibiotika erforderlich, um bei einer besonders hohen Bakterienanzahl oder bei Vorhandensein von Problemkeimen diese von vornherein zu verringern („Antibiose“).
Schonende, laserunterstützte Behandlung
Je nach Ausprägung der Parodontitis führen wir eine geschlossene (nichtchirurgische) oder offene (chirurgische) Parodontitisbehandlung durch. Diese Maßnahmen können mitunter auch bei einem Patienten kombiniert zum Einsatz kommen.
Geschlossene Parodontitisbehandlung: Diese besteht im Wesentlichen aus der klassischen Zahnfleischtaschenreinigung. Ablagerungen und bakterielle Beläge in den Zahnfleischtaschen sowie entzündetes Zahnfleischgewebe werden entfernt und die Wurzeloberflächen geglättet. Die Zahnfleischtaschen werden gespült.
Offene Parodontitisbehandlung: Bei einer ausgeprägten Taschentiefe ist eine offene Parodontitisbehandlung angezeigt. Dazu legen wir den betreffenden Bereich der Zahnwurzel frei, um die erkrankten Bereiche leichter zugänglich zu machen, reinigen die Zahnhals- und Wurzelbereiche und entfernen erkranktes Gewebe. Anschließend wird das Zahnfleisch wieder verschlossen.
Schonende Ozon- und Laserbehandlung: Ergänzend zur konventionellen Zahnfleischtaschenreinigung setzen wir die schonende OZON-Therapie und die minimalinvasive Photodynamische Lasertherapie ein, um Bakterien besonders sanft und dennoch nachhaltig zu entfernen.
Lokal einzubringende Gele, Salben und Chips: Aufgrund der hochkonzentrierten Anwesenheit von Bakterien in den Zahntaschen oder schwierig zu erreichenden Nischen können nach Reinigung, Kürettage und Spülung moderne Einlagen zur Desinfektion mit Nachhaltwirkung zum Einsatz kommen. Spezielle antibiotische Salben/Gele oder sich nach und nach auflösende Chlorhexamed-Chips können ihre Wirkung direkt vor Ort in der Zahntasche entfalten. Man spricht von Depot-Wirkung über einen längeren Zeitraum von mehreren Tagen, was die Effektivität der antiinfektiösen Therapie deutlich verstärken kann.
Mikrobiologischer Test: Insbesondere bei aggressiven Formen der Parodontitis kann es erforderlich sein, die in den Zahnfleischtaschen vorhandenen Bakterienarten mikrobiologisch zu bestimmen. Dies ermöglicht es, die Therapiemaßnahmen genau auf die jeweiligen Arten abzustimmen und ein spezifisches, auch im individuellen Fall wirksames Antibiotikum einzusetzen (Antibiogramm). Der mikrobiologische Test ist in diesen Fällen eine wichtige Voraussetzung für den Behandlungserfolg. Auf diesem Gebiet arbeiten wir mit Expertenlaboren zusammen, die sich seit vielen Jahren auf die orale Keimbestimmung und die Einordnung in das Krankheitsgebiet der Parodontologie spezialisiert haben.
Befundkontrollen
Im Verlauf der Behandlung überprüfen wir in regelmäßigen Abständen, ob sie den gewünschten Erfolg zeigt. Dazu erheben wir erneut den Parodontalstatus und untersuchen mit einer Sonde die Tiefe der Zahnfleischtaschen, die Blutungsneigung des Zahnfleisches und die Beschaffenheit des Gewebes insgesamt. Diese Reevaluation ist nach jeder Maßnahmenreihe erforderlich und objektiviert den Behandlungsfortschritt oder auch besondere Schwierigkeiten. Je nach Ergebnis stimmen wir individuell ab, wie wir mit der Behandlung fortfahren.
Aufnahme in den Recall
Da es sich bei der Parodontitis um eine chronische Erkrankung mit Neigung zum Neueinsetzen der Entzündung handelt, ist auch nach der eigentlichen Behandlung eine regelmäßige weitere Betreuung durch einen Parodontologen unerlässlich, um den erreichten Behandlungserfolg zu erhalten. Ohne diese Betreuung würde die Entzündung je nach individuellen Faktoren immer wieder einmal stärker in Erscheinung treten. Langfristige stabile Verhältnisse sind in der Parodontologie voraussagbar gut zu erreichen, müssen aber immer wieder einer Überprüfung und Anpassung der Erhaltungsmaßnahmen unterzogen werden.
Wir nehmen Sie in unser Recallsystem auf und sprechen individuelle Nachsorgetermine mit Ihnen ab. Diese umfassen unter anderem sorgfältige Kontrollen mit einer Prüfung auf neue Entzündungen sowie Zahnfleischtaschenmessungen und Röntgenverläufe.
Durch unseren Recall mit Erhaltungsmaßnahmen können wir viele Zähne trotz fortgeschrittener Parodontitis auf lange Sicht erhalten.
Regeneration
Falls eine weit fortgeschrittene Parodontitis die Parodontalgewebe inklusive dem Kieferknochen geschädigt hat, reicht eine konventionelle Therapie nicht aus, denn die Schädigungen am zahnhaltenden Knochen sind nach wie vor vorhanden.
Je nach individuellem Befund können verlorengegangene Parodontalgewebe (Knochen, Haltefasern, Zahnfleischgewebe) mithilfe regenerativer Behandlungen wiederaufgebaut werden. Hierfür bieten sich unterschiedliche Methoden an: Die Gesteuerte Geweberegeneration (GTR), Gesteuerte Knochenregeneration (GBR) und der Einsatz von Schmelzmatrixproteinen.
Darüber hinaus ist Ihre eigene Zahnpflege wichtig, um die Parodontitis aufzuhalten und den Erfolg der Behandlung zu sichern. Wichtig: Dazu ist die tägliche Verwendung von zusätzlichen Hilfsmitteln wie Zahnseide und/oder Interdentalbürstchen erforderlich. Nur dann trägt Ihre Zahnpflege wirksam zum Stopp der Parodontitis bei.
Lesen Sie auch: Gewebe- / Knochenregeneration (GTR/GBR)